Unsere Reise nach Melbourne war ein definitiv angenehmer, als diejenige in die Philippinen - trotz einem 6-stündigem Zwischenstopp in Singapur mitten in der Nacht. Es war fast schon seltsam, nach über drei Monaten wieder in einem westlich geprägten Land anzukommen - alles ist so geordnet und ruhig, es fahren keine Roller kreuz und quer durch die Gegend und es gibt keine Strassenverkäufer, die ihre Ware lautstark anpreisen. Aber nichtsdestotrotz hat es auch seine Vorteile, denn nur schon die Zähne wieder mit Leitungswasser putzen zu können, kommt einem vor wie ein grosser Luxus.
Australien stand von Anfang an auf unserer Liste der Länder, welches wir besuchen wollten. Hauptsächlich, weil zwei gute Freunde von uns aus der Schweiz, Holly und Spencer, zur gleichen Zeit ebenfalls eine Reise nach Australien geplant hatten. Holly stammt ursprünglich aus Melbourne und die beiden besuchten Holly's Familie über die Festtage.
Zwei Tage nach unserer Ankunft in Melbourne machten wir uns bereits wieder auf den Weg zum Flughafen, denn wir hatten entschieden, zusammen fünf Tage in Tasmanien zu verbringen. Dies war bereits der zwölfte Flug seit unserer Abreise aus Wien im Oktober. Ich glaube, wir sind erstmal froh, wenn wir nach unserer Heimkehr erstmals eine Zeit lang keinen Flughafen mehr betreten müssen - vor allem, da wir immer die günstigsten, aber definitiv nicht die bequemsten Varianten buchen.
Wir verbrachten zuerst zwei Tage in Hobart, der Hauptstadt von Tasmanien. Dort nutzten wir die Zeit, etliche Varianten verschiedener Meat Pies zu probieren, das ein oder andere Bier zu kosten und durch die malerische Hafenstadt zu schlendern. Zudem besuchten wir die Cascade Brewery, die älteste Brauerei in Australien, welche ohne jegliche Unterbrechungen bis heute in Betrieb ist. Dort merkten wir auch erneut, dass wir nicht mehr in Asien waren: es war aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt, vor der Führung in der Brauerei Alkohol zu trinken. Sicherheitsvorschriften werden hier definitiv etwas ernster als in südostasiatischen Ländern genommen...
Nach zwei Tagen in Hobart war es Zeit, die wunderschöne Natur Tasmaniens zu geniessen. Wir mieteten bei einer etwas dubiosen Autovermietung ein Auto und machten uns auf den Weg nach Bicheno and der Ostküste Tasmanien. Wir hatten dort ein Apartment gemietet, nur einige wenige Minuten vom Strand entfernt, an welchem man in den Abendstunden wilde Pinguine beobachten konnten.
Bicheno liegt in der nähe des Freycinet Nationalparks, in welchem man eine Vielzahl von Wanderungen unternehmen kann. Wir suchten die wohl bekannteste aus, eine zirka dreistündige Wanderung zur Wineglass Bay. Bei den meisten, die Australien als Reiseziel aussuchen, wird Tasmanien nicht wirklich berücksichtigt. Völlig zu unrecht, denn landschaftlich ist es wirklich wunderschön und man könnte Wochen damit verbringen, die Ecken der Insel zu entdecken.
Nach fünf Tagen war es bereits wieder soweit, uns von Tasmanien zu verabschieden. Weihnachten stand vor der Tür und wir haben lange überlegt, wie wir diese Tage verbringen sollten. Vor einiger Zeit hatte ich von Freunden mal von Housesitting gehört und wir haben uns noch in den Philippinen auf einer entsprechenden Website angemeldet. Beim Housesitting passt man auf die Wohnungen/Häuser sowie Haustiere von jemandem auf und kann im Gegenzug gratis dort unterkommen - ein super Konzept für uns, da Australien, gerade bei Unterkünften, wirklich sehr teuer ist.
Zum Glück konnten wir uns einen Platz in Melbourne über Weihnachten und Neujahr sichern. Zwei Wochen lang passten wir auf unseren neuen pelzigen Freund "Finn" auf, und durften dafür in der Wohnung von Phoebe und Ted wohnen, welche ihren Urlaub in Vietnam verbrachten. Die beiden waren super nett und unkompliziert und es war toll, wieder einmal zwei Wochen an einem Ort zu bleiben, selbst zu kochen und eine gewisse Alltagsroutine zu haben. Die Wohnung war zudem super gelegen, nur zehn Minuten von der Innenstadt Melbournes mit dem Tram entfernt.
Zugegeben, Weihnachtsstimmung kommt im australischen Sommer etwas weniger auf. An Heiligabend hatte Max vor, uns einen Braten zu zaubern. Da wir aber am Nachmittag in Melbourne bereits so viele Sushi-Rollen gegessen hatten, fiel schlussendlich sogar dieser ins Wasser - aber natürlich haben wir das am nächsten Tag noch nachgeholt.
Wir haben es uns aber gemütlich gemacht und die Zeit extrem genossen, um etwas runterzukommen. Man unterschätzt wirklich, wie anstrengend permanentes Herumreisen werden kann. Den Start in das neue Jahr feierten wir mit Holly und Spence gemütlich im Pub und wir schauten uns anschliessend gemeinsam das Feuerwerk in der Innenstadt an.
Die zwei Wochen in Melbourne waren perfekt, um die Zeit zu überbrücken und etwas Geld für die verbleibende Zeit in Australien zu sparen. Housesitting ist wirklich ein super Konzept, dass wir vielleicht auf unserer Reise nochmals nutzen werden. Wir haben Finn unglaublich schnell ins Herz geschlossen und es war wirklich schwierig, uns nach zwei Wochen wieder von ihm zu verabschieden.
Während unserer Zeit in Asien haben wir es extrem vermisst, unser eigenes Fahrzeug zu haben. Man ist einfach viel flexibler und man kann jederzeit anhalten, wenn man irgendetwas entdeckt oder anschauen will. Deshalb entschieden wir uns, für die restlichen zwei Wochen in Australie neinen Camper zu buchen.
Leider waren wir ziemlich spät dran, im Januar sind in Australien Schulferien und Hauptsaison und die verfügbaren Camper waren nicht so wirklich überzeugend... egal, wir buchten den bezahlbarsten und waren nun stolze Besitzer der "Jury Crib" für die nächsten zwei Wochen. Von unserer Zeit in Europa waren wir das Camping-Leben ja gewohnt, Hauptsache wir hatten ein Transportmittel und Schlafplatz für die nächste Zeit.
Unser Plan war, von Melbourne nach Adelaide und zurück zu fahren. Da alle Campingplätze entlang der Küste restlos ausgebucht waren, entschieden wir uns, erstmals im Inland nach Adelaide zu fahren. Camping in Australien ist definitiv nicht so unkompliziert wie in Europa, wo wir selbst in der absoluten Hochsaison nie einen Platz vorreserviert hatten.
Das nächste Problem war dann auch nicht mehr weit: zirka zwei Stunden nach Melbourne machten wir einen Stopp, um Lebensmittel einzukaufen. Wir steckten den Kühlschrank ein und merkten, dass dieser nicht funktioniert. Ein Anruf bei der Hotline war nicht sonderlich hilfreich, da das Wochenende bevorstand und niemand für die Reparatur verfügbar war. Egal, wir kauften Eis und machten uns weiter auf den Weg zu unserem ersten Zwischenstopp: der Grampians National Park.
Mit etwas Glück und gefühlt 100 Telefonaten fanden wir noch einen Camping Platz, der einen Platz für uns frei hatte. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu den Mackenzie Falls. Leider spielte das Wetter an beiden Tagen im Grampians National Park nicht so ganz mit. Wir konnten aber trotzdem einige Wanderungen unternehmen, auch wenn die Aussicht teilweise nicht so wirklich beeindruckend war...
Wir verliessen den Grampians National Park wieder, um ein Stück weiter Richtung Adelaide zu fahren. Es war beeindruckend, die unendliche Weite des Inlands Australiens zu sehen. Australien ist rund 183 Mal grösser als die Schweiz - hat aber nur dreimal mehr Einwohner. In Australien sind grosse Teile im Inneren des Landes aufgrund ihrer Abgeschiedenheit, Trockenheit und hohen Temperaturen nicht besiedelt.
Nachdem unser Kühlschrank noch immer keinen Wank machte, vereinbarten wir mit Jucy, bei deren Standort in Adelaide vorbeizuschauen, um allenfalls einen Ersatz zu erhalten. Leider ohne Erfolg, denn auch diese konnten nichts ausrichten und wir erhielten eine Kühlbox für den Rest der Reise. Wir nutzten die Möglichkeit, uns für einige Stunden Adelaide anzuschauen und machten uns anschliessend auf den Weg in ein Wildlife Sanctuary. Für mich ein weiteres Highlight unserer Reise, denn ich konnte sogar einen Koala halten (best day ever)!
Wir übernachteten auf einem Campingplatz im Belair Nationalpark in der Nähe von Adelaide. Dieser ist bekannt für seine Vielzahl an wilden Koalas und anderen exotischen Tierarten. Wir unternahmen eine Wanderung und sahen etliche Koalas, Kängurus und Wildvögel. Australien ist diesbezüglich absolut einzigartig und wir hatten in keinem Land zuvor so viele wilde Tiere gesehen..
Nach dem Belair-Nationalpark machten wir uns endlich auf den Weg an die Küste. Der Streckenabschnitt zwischen Melbourne und Adelaide ist weltberühmt, vor allem für die Great Ocean Road, welche sich über 253 Kilometer entlang der Küste erstreckt. Dort konnte ich mir auch einen weiteren Traum erfüllen: Skydiving. Der Sprung aus einem Flugzeug über der Great Ocean Road ist eine Erfahrung, die ich bestimmt nie wieder vergessen werde - auch wenn mir beim anschliessenden Gleitschirmfliegen wieder mal unglaublich schlecht wurde...
Die Fahrt entlang der Great Ocean Road ist extrem beeindruckend und überall sieht man riesige Kalkformationen, die bis zu 45 Meter aus dem aus dem Wasser ragen. Die bekanntesten sind die sogenannten 12 Apostel, welche vor 10-20 Millionen Jahren entstanden sind. Heute stehen jedoch nur noch 8 Apostel, die restlichen sind im Verlaufe der Jahre eingestürzt.
Anlässlich unserer Fahrt entlang der Küste machten wir spontan einen Zwischenstropp im Great Otway National Park - zum Glück! Dieser ist ein starker Kontrast zur ansonsten oft trockenen Landschaft Australiens, der Weg war gesäumt riesigen Farnen, riesigen exotischen Bäumen und am Schluss erwartete uns ein wunderschöner, im Dschungel eingebetteten Wasserfall.
Nach dem Great Otway National Park neigte sich unsere Zeit in Australien bald schon einem Ende zu. Australien ist wirklich riesig und wir haben nur einen winzigen Teil davon gesehen, aber trotzdem so viel erlebt. Wir kommen langsam zum Entschluss, dass wir mindestens 150 Jahre alt werden müssen, um alles zu sehen, was wir noch wollen...
Einige Wochen später, mittlerweile in Guatemala, erreichte uns übrigens eine Nachricht aus Australien. Wir machten bei unserem Camper-Vermieter bei einem Video-Wettbewerb mit, bei dem man den gesamten Mietpreis wieder zurückgewinnen konnte. Die Chance liessen wir uns nicht nehmen, glaubten aber nicht wirklich daran, wirklich gewinnen zu können. Naja, falsch gedacht, denn tatsächlich wurden wir zum Sieger gekürt und unserer Reisekasse wieder um ein gutes Stück gefüllt! Unsere Freude war natürlich riesig! Deshalb hier zum Abschluss unser Video:
Thanks Australia, it's been a blast! :)
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