Was wisst ihr über Bosnien und Herzegowina? Wir zumindest wussten nicht viel über dieses kleine, kriegsgebeutelte Land, welches zwischen den beliebten Urlaubsländern Kroatien und Montenegro liegt.

Bosnien und Herzegowina wurde 1945 Teil des kommunistisch regierten Staates Jugoslawien. 1990 brach ein Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Völkergruppen aus, in dem viele Menschen ihr Leben verloren. Erst 1995 konnte dieser durch das Eingreifen der USA und anderer Staaten beendet werden. Mit der Aufteilung der Macht im Land zwischen den verschiedenen Volksgruppen (Serben, Bosnier und Kroaten) sollte der Frieden in Bosnien und Herzegowina gesichert werden. Auch wenn heute kein Krieg mehr herrscht, sind die politischen Verhältnisse nach wie vor angespannt.
Unser erster Stopp war ein Campingplatz in der nähe von Banja Luka, die zweitgrösste Stadt Bosnien-Herzegowinas. Dieser war direkt am Fluss Vrbas gelegen und wir nutzten die Möglichkeit, eine Rafting-Tour zu unternehmen. Dafür fuhren wir 30 Minuten zu einem Einstieg in den Canyon, wo wir uns zusammen mit unserem Guide und einer sympathischen kroatischen Familie in die Fluten stürzten. Die rund dreistündige Fahrt führte uns durch eine enge Schlucht mit wilden Stromschnellen und anschliessend eine etwas ruhigere Abfahrt entlang der saftig grünen Ufern des Vrbas.
Die Natur in Bosnien ist wunderschön, aber leider ist ein Grossteil des Landes nach wie vor vermint und man sollte sich nicht abseits von Wegen bewegen.


Wir schauten uns auch die Innenstadt Banja Lukas an, welche jedoch nicht extrem viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Aber immerhin konnten wir uns schon mal kulinarisch ein wenig an das Land herantasten - das Nationalgericht Bosniens ist Ćevapčići und es gibt es wirklich überall und in verschiedenen Variationen.


Auf der Weiterfahrt machten wir einen kleinen Zwischenstopp im Dorf Jajce, welches vor allem durch seine direkt am Dorfeingang liegenden Wasserfälle bekannt ist. Jajce war vor der Eroberung durch das Osmanische Reich Sitz der Könige Bosniens. Anscheinend ist das Städtchen ein Must See, aber ehrlich gesagt konnten wir den Hype um den Ort nicht ganz nachvollziehen, aber schliesslich kann nicht immer alles ein Highlight sein.

Was wir auf keinen Fall auslassen wollten, war die bosnische Hauptstadt, Sarajevo. Unser Campingplatz für die Nacht befand sich in Visoko, etwa 20km ausserhalb Sarajevos. Der Betreiber war unglaublich herzlich und zeigte uns gleich am Anfang den mit Bier gefüllten Kühlschrank, welche er seinen Gästen gratis zur Verfügung stellt. Dasselbe mit frischem Brot am Morgen, welches er persönlich jeden Morgen und an alle verteilte.
Da uns davon abgeraten wurde, mit dem Camper in die Stadt zu fahren, nahm uns die Tochter des Campingplatz-Besitzers unter ihre Fittiche und zeigte uns den Weg zur Bushaltestelle, nahm mit uns den Bus nach Sarajevo und erklärte und auch, wie wir am Abend wieder zurückgekommen. Diese Erfahrung mit den Einwohnern Bosnien-Herzegowinas machten wir immer wieder - sie sind extrem gastfreundlich und hilfsbereit. Zudem sprechen alle viel besser Englisch, als wir es erwartet hätten.
Wie auch vom Rest vom Land hatten wir nur eine geringe Vorstellung davon, was uns in der Hauptstadt erwarten wird. Wir waren daher ziemlich überrascht, einen Stadt mit orientalem Flair anzutreffen. Als wir durch die Gassen schlenderten, mit dem Geruch von frisch gebrautem Kaffee in der Luft und den dutzenden Verkaufsständen mit glitzernden Messing- und Kupferwaren, wähnten wir uns schon fast in Istanbul.
Allerdings wird besonders in Sarajevo auch die traurige Vergangenheit des Landes ersichtlich, denn viele Häuser sind übersäht mit Einschusslöchern aus den vorhergehenden Kriegszeiten.




Ebenfalls in der Nähe von Visoko befinden sich die "bosnischen Pyramiden". Semir Osmanagić – der Entdecker dieser Pyramiden – behauptet, dass sie 30.000 Jahre alt sind und durch ein Urvolk errichtet worden sind. Somit wären diese die ältesten Pyramiden der Welt und eine wahre Sensation. Wahrscheinlich sind die Pyramiden aber natürlichen Ursprungs und durch die Verschiebung der Erdplatten entstanden.
Da wir schon mal in Visoko waren, haben wir es uns aber trotzdem nicht nehmen lassen, das unterirdische Höhlensystem, welches zum Inneren der Pyramiden führen soll, mit einer Führung zu besichtigen. Spass hat es allemal gemacht, auch wenn wir nicht wissen, was wir mit der Pyramiden-Theorie genau anfangen sollen. Immerhin kurbelt es den örtlichen Tourismus an, egal, ob die Pyramiden nun wirklich echt sind oder nicht.

Als nächstes peilten wir die Stadt Mostar an, welches im Südwesten des Landes liegt. Aufgrund der Hitze von gut 35 Grad entschieden wir uns, mal wieder in ein Hotel einzuchecken und ein klimatisiertes Zimmer zu geniessen. Mostar war wohl der touristisch am meisten besuchte Ort unserer Reise durch Bosnien - gerade die Brücke Stari Most war von morgens bis Abends gefüllt mit Touristen. Dennoch hat die Altstadt rund um die Brücke sehr viel Charme und es machte sehr viel Spass, durch die Gassen zu schlendern und das bunte Gewusel zu beobachten. Wir verlängerten unseren Aufenthalt sogar um eine Nacht, um ein bisschen das Nichtstun und gutes Essen und Trinken zu geniessen.

Bosnien-Herzegowina hat uns überzeugt, mit seinen sympathischen Einheimischen, der schönen Natur und der interessanten Kultur als Schmelztiegel der verschiedenen Volksgruppen. Wir können jedem nur empfehlen, diesem Land eine Chance zu geben.
Auch wenn man als Tourist nicht viel davon merkt, ist die Stabilität des Landes aber keine Gewissheit und das Land tief gespalten. Wir hoffen, dass Bosnien-Herzegowina in kommenden Jahren nicht wieder in Konflikten untergeht, sondern die Einheimischen in eine positive Zukunft blicken können.
Für uns geht es vorerst weiter in den südlichen Nachbarstaat Bosniens: Montenegro.
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