Als uns an der Landesgrenze zu Montenegro der Zollbeamte unsere Pässe abstempelte, hatten wir noch nicht so genau die Vorstellung davon, was uns erwarten würde. Zugegeben, wirklich viel recherchiert hatten wir nicht. Aber kurz zusammengefasst: Montenegro hat uns mit all seinen Facetten begeistert und sich zum absoluten Highlight unserer bisherigen Reise gemausert. Das kleine Land mit gerade mal 680'000 Einwohnern bot für uns alles, was man sich von einem Reiseziel wünschen kann.
Unser erstes Ziel im Land war die Tara-Schlucht. Diese ist 1.333m tief und somit der zweittiefste Canyon Europas. Die Strasse, die sich entlang des Canyon schlängelt, bittet eine atemberaubende Aussicht auf den türkisblauen Tara-Fluss. Wir waren uns einig: nur schon dafür hatte sich die Fahrt nach Montenegro bereits gelohnt.
Da wir gesundheitlich noch etwas angeschlagen und bereits in Bosnien raften waren, haben wir darauf verzichtet, es soll ab er ein einmaliges Erlebnis sein und es gibt unzählige Rafting-Camps. Da wir aber bestimmt nicht das letzte Mal in Montenegro waren, werden wir dies irgendwann noch nachholen.
Die Strasse schlängelte sich in engen Kurven den Berg hinauf und wir sind froh, dass sich El Patron seit Norwegen nun wieder so zuverlässig zeigte, obwohl wir ihm doch so einiges zumuten. Nachdem wir eine Nacht in der Nähe der Tara-Schlucht verbracht hatten, ging die Fahrt weiter in Richtung des Durmitor-Nationalparks.
Im Nationalpark angekommen wurden wir auf dem Campingplatz direkt mit einem türkischen Kaffee und Schnaps begrüsst - etwas, das im Balkan übrigens immer wieder vorkommt. Am nächsten Tag machten wir uns am Morgen auf den Weg, um endlich mal wieder etwas sportlich aktiv zu werden und eine etwas längere Wanderung zu machen. Die mangelnde sportliche Betätigung der letzten Wochen rächte sich aber ziemlich bald, denn wir hatten mit dem 3.5-stündigen Aufstieg doch ordentlich zu kämpfen... auch weil die montenegrinischen Wanderwege nur eine Richtung kennen: gerade hoch.
Nichtsdestotrotz, das Schwitzen hatte sich definitiv gelohnt und die Aussicht entschädigte dann doch für die Strapazen.
Nachdem wir nun schon seit gut 8 Wochen unterwegs waren, und dies hauptsächlich im Inland, wurde es nun endlich mal Zeit, an eine (warme) Küste zu fahren. Zudem hatten wir mal wieder das Bedürfnis, ein paar Tage an einem Ort zu bleiben. Wir hatten uns dafür das Küstenstädtchen Sutomore ausgesucht, wo wir in ein Hotel eincheckten, am Pool lagen und uns durch die örtlichen Restaurants probierten.
Die paar Tage "Nichtstun" waren super: die Batterien wieder aufgeladen, waren wir wieder bereit für neue Eindrücke und hatten vor, wieder zurück ins Inland und dann nach Albanien zu fahren, um dort den Nationalpark Teth zu besuchen. Da eine Studienkollegin von Max jedoch gerade ebenfalls mit ihrem Freund in Albanien an der Küste war, planten wir kurzerhand um und entschlossen uns, südwärts an die albanische Küste zu fahren - zu Albanien aber ein späterer Blogbeitrag.
Nach unserer Rückkehr aus Albanien kehrten wir zum ursprünglichen Plan zurück, die montenegrinische Küste hinaufzufahren. Ziemlich schnell verliebten wir uns erneut in das Land, dieses mal in die teilweise unberührten Strände mit glasklarem Wasser, die Küstenstädtchen und die netten Einheimischen.
Die erste kleine Stadt, die wir besuchten, war Sveti Stefan. An diesem kleinen Küstenort sticht hauptsächlich die kleine, mit alten Steinhäusern bebaute Insel heraus. Leider wurde die Insel vor zirka einem Jahrzehnt zu einem Luxusresort umgebaut und ist für Normalsterbliche nicht mehr wirklich zugänglich: ein Zimmer für eine Nacht kostet zirka 2'500.- Euro. Momentan ist das Hotel aber seit Corona geschlossen und soll nächstes Jahr wiedereröffnet werden.
Fun Fact: Novak Djokovic hat im Jahr 2014 in einer der kleinen Kirchen auf der Insel geheiratet.
Weiter ging es in die Stadt Budva, welche Bekannheit durch die gut erhaltene Altstadt erlangt hat. Für uns war diese etwas zu überlaufen und zu touristisch. Nachdem wir nun schon eine Weile unterwegs sind, begeistern uns solche Orte nicht mehr so wirklich und wir suchen eher nach unberührten Plätzen. Trotzdem war es schön, mal durch die Stadt zu schlendern und die alten Gebäude zu begutachten.
Dennoch hatte auch Budva ein Highlight zu bieten: während Max schon öfters getaucht ist, habe ich mich noch nie zuvor gewagt, da ich ziemlich viel Respekt davor hatte. Wir hatten uns deshalb für einen Schnuppertauchgang angemeldet, um der Sache dennoch mal eine Chance zu geben. Zugegeben: meine Leidenschaft wird es wohl eher nicht, aber es hat Spass gemacht, es mal auszuprobieren. Wer weiss, vielleicht ändert sich meine Meinung in Asien oder Mexiko ja noch, wenn die Unterwasserwelt noch etwas mehr zu bieten hat.
In der Nähe von Budva befinden sich auch die Lipa Caves, welche definitiv einen Besuch Wert sind - gerade bei einer Aussentemperatur von über 30 Grad. In den Höhlen herrschen angenehme 10 Grad, welche eine willkommene Abwechslung zur der Sommerhitze der letzten Wochen boten. Die Karsthöhle besteht aus einem System an Gängen, Höhlen und Passagen von gut 2,5 Kilometern und ist mit einer geführten Tour zu besichtigen.
Als nächstes hätten wir eigentlich die bekannte Hafenstadt Kotor auf der Liste gehabt, welche ebenfalls eine schöne Altstadt hat und in einem malerischen Fjord liegt. Wir waren aber ein bisschen gesättigt von den Städten mit den stetig gleichen Souvenirläden, weshalb wir uns umentschieden und stattdessen auf eine Halbinsel im Bezirk Tivat fuhren, weil wir da einen schönen Campingplatz entdeckt hatten. Dies war das beste, was wir machen konnten!
Der Platz lag einige wenige Schritte vom Meer entfernt unter schattenspendenden, knorrigen Olivenbäumen und lag gute 10 Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Wir haben uns selten irgendwo so entspannt gefühlt und sind statt geplanten zwei sogar drei Nächte geblieben. Wahrscheinlich wären es noch mehr geworden, wenn wir nicht die Fähre nach Italien gebucht gehabt hätten.
Max konnte dort auch seinem Hobby, dem Speerfischen nachgehen und hat uns erfolgreich ein Frühstück gejagt - eine Rotbarbe, ein sehr begehrter Speisefisch, welcher so frisch aus dem Wasser umso besser schmeckte.
Zur Freude von Max gab es weniger Meter entfernt auch noch einen Anbieter, welcher Freediving anbietet. Da er sich schon länger dafür interessiert, nutzte er die Möglichkeit gleich für eine Tauchsession. Der tiefste Versuch war bereits 20.6 Meter tief, mal schauen, wie weit er das im Verlaufe der Reise noch ausbauen kann. :)
Wir verliessen den Platz nur schweren Herzens in Richtung Dubrovnik, da wir eine Fähre nach Italien gebucht haben. Sollte es aber mal mit dem Lottogewinn klappen, wird dies aber vielleicht der Ort, an dem wir mal ein Stück Land unser Eigen nennen wollen!
Комментарии